Das zweitälteste Gewerbe der Menschen

P. D. Kulle 1Wir versteigen uns mit diesem Titel zu der Behauptung, dass der Sextrieb bei den Menschen vor dem Profitstreben rangiert. 

P.D. Kulle

Einige Bemerkungen aus aktuellem Anlass

Inhalt:

Vorwort

Definition der Korruption

Zugang zu politischen Ämtern

Wahlkampf in Rom

Gaius Julius Cäsar

Donald John Trump

Conclusio

Vorwort

Im Buch Exodus, dem zweiten des Alten Testaments, das vermutlich im 9. bis 5. Jahrhundert vuZ entstand, finden sich nicht nur Erzählungen über die Irrungen und Wirrungen des Volkes Israel, sondern auch gute Ratschläge:

„Du sollst dich nicht bestechen lassen; denn Bestechung macht Sehende blind2Der Chef sagt, er verstehe diese Aussage nicht. Ich auch nicht. Die Sekretärin und verkehrt die Sache derer, die im Recht sind.“

So steht es im achten Vers des 23. Kapitels nach der Übersetzung der Universität Innsbruck.

Die beiden folgenden Volksweisheiten sind dagegen nicht kodifiziert, aber mindestens ebenso wirkmächtig wie der Satz aus dem Alten Testament:

„Eine Hand wäscht die andere.“

„Wer gut schmiert, der gut fährt.“

Definition der Korruption

Korruption ist der Gebrauch von anvertrauter Macht oder eines öffentlichen Amtes zum privaten Nutzen. Gemeinhin wird dieser Gebrauch als Missbrauch bewertet, wie die lateinische Wurzel zeigt.3corruptio (lat.): Verderbnis, Verdorbenheit, Bestechlichkeit

Das Axiom, das eine solche Wertung erlaubt, ist der angenommene Gegensatz zwischen öffentlichem Interesse (Gemeinwohl) und individuellem Interesse (Privatnutzen).

Für Inhaber öffentlicher Ämter bedeutet dies, dass sie ihr Amt nicht nutzen dürfen, um einen Vorteil für ihre private Stellung zu erwerben oder Verwandte und Freunde zu begünstigen.

Der Missbrauch beginnt, wenn im Rahmen einer öffentlichen, privaten, wirtschaftlichen oder politischen Verantwortung Vorteile, auf die de jure keine Ansprüche bestehen, erlangt werden oder erlangt werden sollen.

Zugang zu politischen Ämtern

Ein politisches Amt verleiht dem Inhaber Macht. Die menschliche Geschichte zeigt, dass verschiedene Methoden entwickelt wurden, um politische Ämter zu besetzen.4 Despotische Methoden werden im folgenden nicht in den Vordergrund gestellt.

Die Besetzung der Ämter durch das Losverfahren benannte schon Herodot im fünften Jahrhundert vuZ in seiner Verfassungsdebatte als einen der Vorzüge der Isonomie5 Isonomia (gr. ἰσονομία, von ἴσος ísos, „gleich“, und νόμος nómos, „Gesetz, Verordnung, Regel, Sitte, Brauch“) bezeichnete im antiken Griechenland die politische Gleichheit aller Vollbürger einer Polis vor dem Gesetz. , der Herrschaft der Vielen, der Demokratie.

Der griechische Philosoph Aristoteles schrieb vor über 2300 Jahren in seinem Werk ‚Politik‘ zur Besetzung der politischen Institutionen:

„Es gilt z. B. für demokratisch, daß die Staatsämter durchs Los, für oligarchisch, daß sie durch Wahl besetzt werden“.6 Aristoteles: „λέγω δ᾽ οἷον δοκεῖ δημοκρατικὸν μὲν εἶναι τὸ κληρωτὰς εἶναι τὰς ἀρχάς, τὸ δ᾽ αἱρετὰς ὀλιγαρχικόν“, Πολιτικά (Politik)

Die Athener schätzten die entpersonalisierende Wirkung des Loses richtig ein. Während Wahlen immer von subjektiven Gefühlen geprägt seien, dachten sie, sei das Losverfahren objektiv. Es mache keinen Unterschied zwischen Reichen und Armen, Gebildeten und Ungebildeten und richte sich nicht nach äußeren Merkmalen. Damit könne mit dem Los am besten gewährleistet werden, dass Amtsinhaber wechselten und jeder die gleiche Chance habe, ein Amt zu erreichen.

Wie konnte eine solche Methode umgesetzt werden?7 Der Chef hat mich jetzt losgeschickt, um getrocknete Bohnen zu kaufen. Muss ich das verstehen? Die Sekretärin

Das Bohnenlos war ein Verfahren zur Vergabe von öffentlichen Ämtern im antiken Griechenland. Für jeden Kandidaten für das zu besetzende Amt befand sich eine Bohne in einem Gefäß. Von diesen Bohnen waren nur so viele weiß, wie Ämter zu vergeben waren. Zog der Kandidat eine schwarze Bohne, war er ausgeschieden; zog er eine weiße, bekam er das gewünschte Amt.

Als die Anzahl der Kandidaten zu groß wurde, ersetzte man das langwierige und leicht manipulierbare Verfahren ab der Mitte des 5. Jahrhunderts vuZ durch den Einsatz einer Losmaschine, des Kleroterions.8 Die Funktionsweise dieser antiken Losmaschine konnte bis heute nicht eindeutig geklärt werden.

In der Praxis wurde das Losverfahren bereits in der Antike durch Wahlen abgelöst.

Vernünftige Ideen werden jedoch von Zeit zu Zeit wieder aufgegriffen, in der Regel ohne nennenswerte Resonanz. So sprechen sich Aufklärer wie Montesquieu oder  der australische Philosoph John Burnheim für eine Herrschaft des Volkes aus, in der alle Entscheidungsträger eines Gemeinwesens repräsentativ aus denjenigen Menschen mittels Losverfahren bestimmt werden, die von diesen Entscheidungen betroffen sind.9Von Charles de Secondat, Baron de Montesquieu, wurde die Demokratie nur dann als Herrschaft des Volkes betrachtet, wenn die politischen Institutionen per Losverfahren direkt aus dem Volk hervorgehen: „Le suffrage par le sort est de la nature de la démocratie; le suffrage par choix est de celle de l’aristocratie.“ (Die Entscheidung durch das Los entspricht dem Wesen der Demokratie, die Entscheidung durch Wahl dem der Aristokratie.) Baron de Montesquieu, De l’esprit des loix, 1748

vgl. auch John Burnheim, Is democracy possible? Cambridge 1985.  2nd edition (2006) Sydney University Text and Imaging Service (SETIS)

Die ersten Wahlen, die in den attischen Poleis stattfanden, hatten eine negative Auslese zum Ziel. Das Scherbengericht, der Ostrakismus10 Ostrakon (,τὸ ὄστρακον’): Tonscherbe, war ein Verfahren, um missliebige Bürger aus dem politischen Leben der Stadt für zehn Jahre zu entfernen. In die Bruchstücke von Tongefäßen ritzten die Teilnehmer an dem Entscheid Namen von zu exilierenden Personen ein. Der Meistgenannte wurde verbannt.

Das letzte Verfahren dieser Art in Athen fand um 417 oder 415 vuZ statt. Antragsteller war Hyperbolos, der gern der führende Demagoge11 damals weitgehend wertfrei: Redner der Stadt gewesen wäre. Er verlangte eine Abstimmung gegen Alkibiades und Nikias, beide waren maßgebliche Akteure im Peloponnesischen Krieg. Zu Hyperbolos’ Unglück mobilisierten Alkibiades und Nikias ihre Anhänger erfolgreich gegen den Antragsteller. Damit war das Prozedere ad absurdum geführt – und die manipulativen Möglichkeiten von Wahlen wurden sichtbar.12 Wenn Homo so intelligent wäre, wie er zu sein behauptet, hätte er spätestens jetzt erkennen müssen, dass Wahlen nach Fälschung geradezu schreien.

Im antiken Rom wurden wichtige politische Ämter auf der Basis von Wahlen13 Ämter von eher symbolischer Bedeutung, wie zum Beispiel die der Priester, wurden durch das Losverfahren besetzt. vergeben. Dabei waren die Restriktionen in der republikanischen Zeit anfangs äußerst rigide: Wahlkampf war de facto verboten. Stimmenwerbung in eigener Sache oder zugunsten eines persönlichen Günstlings galt im antiken römischen Recht als Verbrechen der politischen Korruption (ambitus), denn Bestechungen und andere taktische Versuche der Schwächung des Gegners wurden als äußerst unethisch betrachtet. So legt die Lex poetelia de ambitu14 wohl um 358 vuZ fest, dass Kandidaten, die sich auf politische Ämter bewerben, nicht auf Märkten und Versammlungsplätzen auf Stimmenfang gehen dürfen. Die Strafe dafür war ein Verbot einer weiteren Kandidatur, später wurde das Gesetz verschärft bis hin zum erzwungenen Exil.

Was haben diese Gesetze bewirkt?

Nichts.

Wahlkampf in Rom

Sehen wir uns an, wie eine Wahl in der römischen Republik vonstatten ging.

Wahlberechtigt waren alle freien erwachsenen römischen Bürger – natürlich nur Männer. Frauen hatten kein Bürgerrecht. Da die Wahl in Rom auf dem Marsfeld stattfand, waren es vor allem Bewohner der Stadt, denen eine Teilnahme möglich war, kaum Bürger aus anderen Reichsteilen.

Die Volksversammlung war in 193 Zenturiatkomitien (Comitia Centuriata)15 Man spricht oft vereinfacht von ‚Zenturien‘, wie wir im folgenden auch. Dabei ist Sorgfalt geboten. Die Verwechslung mit militärischen Organisationsformen liegt nahe. eingeteilt, die Vermögensklassen repräsentierten.

Die einzelne Wählerstimme wurde nur innerhalb der jeweiligen Zenturie gezählt, die dort jeweils festgestellte Mehrheit bestimmte das Votum der Zenturie16 Den selben Unsinn finden wir bei Präsidentenwahlen in der Wahlorganisation der USA.. Bei der Wahl hatte jede Zenturie dann genau eine Stimme; angesichts der Gesamtzahl der Zenturien betrug die für die Wahl entscheidende Mehrheit also 97 Stimmen.

Die Zenturien stimmten in einer nach den Vermögensklassen absteigenden Reihenfolge ab. War die Mehrheit erreicht, wurde der Wahlvorgang abgebrochen, weshalb die nachrangigen Vermögensklassen nur sehr selten überhaupt zum Abstimmungsergebnis ihrer Zenturien befragt wurden.

So weit, so undemokratisch.

Wie gewinnt man unter diesen Umständen eine Wahl?

Der Kandidat musste möglichst viele Zenturien für sich gewinnen. Der einfachste und offenbar recht häufig beschrittene, freilich höchst illegale Weg zum Wahlerfolg war die Wahlbestechung, für die mancher Kandidat sein letztes Hab und Gut zu Geld machte oder sich mittels illegaler Methoden Geld beschaffte. Wer sich dermaßen ruiniert, hat offensichtlich begründete Hoffnung, nach gewonnener Wahl Reichtum zu erlangen.

Wollte ein Kandidat das Wahlergebnis legal beeinflussen, musste er sich der Unterstützung möglichst vieler Zenturien versichern, insbesondere der der oberen Vermögensklassen. Die Entscheidung in den Zenturien war also letztlich eine Persönlichkeitswahl.

Daher war besonders die „Sichtbarkeit“ des Kandidaten, gleichsam die gute „Show“, wichtig. Erreichen konnte ein Kandidat dies durch erfolgreiche öffentliche Auftritte als Redner vor Gericht17 Das erklärt die Bedeutung der Rhetorik im republikanischen römischen Reich., erreichen konnte er dies durch Präsenz in den Stadtvierteln, Vereinen und Verbänden, erreichen konnte er es aber auch durch ein großes und sichtbares Gefolge, angefangen mit den Hausbesuchern, die ihm vor Morgenanbruch in seinem Haus die Aufwartung machten, weiter mit denen, die ihn durch die Stadt Rom und namentlich zum Forum Romanum begleiteten, und schließlich mit denen, die ihm ständig das Geleit gaben: Stets wurde so auch Fernstehenden vor Augen geführt, welche Bekanntheit, ja Beliebtheit der Kandidat hatte.

Gaius Julius Cäsar

Caesar war der höchstverschuldete Römer seiner Zeit. Dem Historiker Appian zufolge hat Cäsar selbst seine Schulden vor Beginn seiner politischen Karriere auf 6,25 Millionen Denare beziffert, Plutarch, ein Biograph Cäsars, kommt auf 7,8 Millionen Denare. In jedem Fall ist das eine ungeheure Summe, wenn man bedenkt, dass ein Kilo Weizen 0,15 Denare kostet, dass ein Tagelöhner einen Denar bekommt, dass der durchschnittliche Liebeslohn für eine Prostituierte zwei Denare beträgt. 

Wie konnte ein römischer Provinzbeamter zu so viel Geld kommen, daß er derart ungeheure Schulden loswurde?18 Manche Argumentationsweisen kann sich der Chef immer noch nicht abgewöhnen. Die Methode, eine rhetorische Frage zu stellen, die er gleich anschließend selbst beantwortet, stammt noch aus seiner stalinistischen Periode. Die Sekretärin

Caesar war 61 vuZ Statthalter der wohlhabenden Provinz Spanien. Der Reichtum der dortigen Kelt-Iberer beruhte auf Gold-, Silber- und Kupferminen. Er dürfte dort erkannt haben: Wo Kelten siedeln, wird Gold gefördert. Das kann man sich aneignen.

Im Jahre 59 vuZ wurde Caesar Consul. Es ist umstritten, ob ihm dabei Crassus19 Marcus Licinius Crassus’ Begabung lag in der Vermehrung von Geld. Politische Verfolgungen nutzte er zur persönlichen Bereicherung, (was in etwa der Arisierung im Nationalsozialismus entsprach), seine private Feuerwehr betätigte sich sowohl als Brandstifter, als Erpresser der Immobilienbesitzer vor dem Löschen der Brände als auch als Aushändler von Folgeaufträgen zur Renovierung für Crassus’ Handwerker. Er dürfte umgerechnet mehr Vermögen angehäuft haben als Elon Musk. und Pompeius20 Gnaeus Pompeius Magnus war der beste Heerführer seiner Zeit. geholfen haben und ob dabei Korruption eine Rolle gespielt hat. Im Hinblick auf das aus Spanien mitgebrachte Vermögen und auf Crassus’ Reichtum erscheint es aber mehr als wahrscheinlich, dass er seine Wähler gekauft hat und dass er gekauft wurde. 

Cäsars Amtsführung als Konsul zeigt jedenfalls, dass er durchaus im Sinne von Crassus und Pompeius handelte: So brachte er ein Gesetz zur Landfrage durch, das die Ansiedlung von Pompeius’ Veteranen klärte, er ließ Verfügungen von Pompeius in den östlichen Provinzen ratifizieren, und er sorgte dafür, dass Crassus in Asia keine Probleme mehr mit den Nachlässen für Steuerpächter hatte.

Beim Zustandekommen dieser Gesetze nahm es Cäsar nicht genau: Er brach das Recht und setzte sich über den Widerspruch des Senats hinweg. Einmal ließen er und Pompeius ihre Gegner einfach vom Versammlungsplatz prügeln. Deshalb musste er mit einer Anklage rechnen, sobald er wieder Privatmann wäre – und angesichts der Rechtslage auch mit einer Verurteilung.21 Der Chef hat davon nichts gesagt, aber diese Sache erinnert mich an Benjamin Netanjahu. Die Sekretärin

Wie üblich bekam er als gewesener Consul eine Provinzstatthalterschaft übertragen. Bei dieser Gelegenheit konnten sich die römischen Plebejer für Caesars vermutete Großzügigkeit bedanken. Denn durch das Volk wurde ein Gesetz eingebracht, das ihm im Jahr 58 vuZ die Verwaltung der beiden Provinzen Gallia Cisalpina in Oberitalien und Illyricum an der östlichen Adriaküste übertrug.

Caesar war mit dieser Entscheidung keineswegs zufrieden. Er veranlaßte den Senat, zusätzlich Gallia Transalpina an ihn zu vergeben.

Gallia Transalpina war seit 118 vuZ römische Provinz. Der griechische Geograph Strabo berichtet über die Plünderung der Stadt Tolosa22 heute: Toulouse nach der Eroberung:

“In Tolosa sind Schätze im Wert von 15000 Talenten23 Das entspricht weit mehr als 80 Millionen Denaren. gefunden worden. Ein Teil  davon wurde in Heiligtümern aufbewahrt, ein anderer in heiligen Teichen. Die Schätze waren nicht bearbeitet, sondern rohes Gold und Silber … In Tolosa befand sich auch der heilige Bezirk, der von der ansässigen Bevölkerung sehr verehrt worden ist, und von Schätzen überquoll, weil viele dort Weihegeschenke aufstellten und keiner sie anzutasten wagte.”

Auch Gallia Transalpina war Keltenland! Alle Römer wussten, wie sehr sich die Gallier zum Gold hingezogen fühlten.

Ohne hier auf Details eingehen zu wollen: Es gelang Cäsar, einen gallischen Stamm nach dem anderen zu unterwerfen und sich ihrer Goldschätze zu bemächtigen. Dabei half ihm die Tatsache, daß es schon immer heftige Rivalitäten unter den keltischen Stämmen gegeben hatte – er spielte sie gegeneinander aus. Seine finanzielle Lage verbesserte sich von Jahr zu Jahr, wobei er seine Truppen stets großzügig beteiligte.

Im Jahre50 vuZ war die gallische Frage endgültig im römischen Sinne gelöst: Es gab keinen freien Gallier mehr. Von schätzungsweise drei Millionen Kelten war eine Million tot.Wie viele Menschen in die Sklaverei verschleppt worden waren, können wir nicht einmal erahnen.

Daß der Goldreichtum Galliens tatsächlich das Hauptmotiv für Caesars Militäraktionen war, beschreibt der Kaiserbiograph Sueton unmißverständlich:

“In Gallien plünderte er die mit Geschenken vollständig gefüllten Heiligtümer und Tempel der Götter, zerstörte Städte öfter wegen der Beute als wegen eines Vergehens. Daher kam es, daß er Gold im Überfluss besaß und das einzelne Pfund in Italien und den Provinzen für 3000 Sesterzen zum Kauf anbot.”

Die Menge des erbeuteten Edelmetalls war so gewaltig, daß in Rom der Goldpreis um ein Viertel sank.

An dieser Stelle verlassen wir Gaius Julius Cäsar, obwohl weder seine Taten noch sein Leben hier enden. Politische Machtkämpfe, ein Staatsstreich, ein Bürgerkrieg und Cäsars Diktatur werden folgen.

Donald John Trump

Der 45. und 47. Präsident der USA24 Es fällt inzwischen schwer, die deutsche Übersetzung „Vereinigte Staaten von Amerika“ zu benutzen. hat in seiner ersten Amtszeit25 2017 – 2021 zwar auch schon Furcht und Schrecken in der Welt verbreitet, aber letztlich dilettantisch agiert und sich unzureichend mit willigem Gefolge umgeben. Das hat sich beim zweiten Versuch geändert: Trump, oder besser die interessengeleiteten Strategen, die ihm zur Macht verholfen haben, verfolgen einen gut ausgearbeiteten Plan und benutzen dabei Mittel, die bisher in einer westlichen Demokratie tabu waren.

Konkret.26Der Chef sagt, das folgende sei eine Reihenfolge. Was die Rangfolge angeht, wollte er sich nicht entscheiden – zwischen Trumps eigenen Interessen und denen seiner Strippenzieher gebe es gravierende Unterschiede.

Der Chef sagt auch, die Liste sei nicht vollständig. Die Sekretärin

Den Bock zum Gärtner machen, let the fox guard the henhouse, enfermer le loup dans la bergerie – alle drei Sprichwörter prangern an, dass der Fressfeind zum Hüter des potentiell Gefressenen bestellt wird. Eben das ist die Methode in Trumps zweitem Kabinett.

Den Staat zerschlagen, in dem Regeln gelten, die Schutz und Sicherheit vor Missbrauch und Zerstörung gewährleisten. 

Die Verwaltung von Medicaire und Medicaid Services wurde Mehmet Oz übertragen, der sich beruflich bisher nicht für kostenlose Krankenversicherung, sondern für kostenpflichtige Zusatzversicherungen engagierte.

Die Food and Drug Administration wird von Marty Makary geleitet, der sich für  „Sesame“ engagiert hat, ein Unternehmen, das unter anderem die Abnehmpille „Wegovy“ verkauft. Die Behörde soll also diese Firma regulieren.

Sean Duffy ist Verkehrsminister – ein Lobbyist der Luftfahrtindustrie.

Billy Long, der keinerlei Erfahrung mit dem Steuersystem hat, hat sich dafür ausgesprochen, die Behörde abzuschaffen, der er jetzt vorsteht: Die Bundesteuerbehörde, die dem Finanzministerium unterstellt ist.

Das Gesundheitsministerum wird von einem Impfgegner und Wissenschaftsfeind  geführt, der den ehemals großen Namen Kennedy trägt.

Das Energieministerium wird von Christopher A. Wright geleitet, der sich in der Fracking- und Nuklear-Industrie hervorgetan hat.

Pam Bondi ist Justizministerin. Sie hat für ein privates Gefängnisbetreiber-Unternehmen und für Katar lobbyiert und hält Aktien, die Trump gefallen: 2 Millionen Dollar von der Trump Media & Technology Group Corp.

Die Freiheit wird eingeschränkt27 Das gilt nicht für das Recht auf den Erwerb und die Benutzung von Waffen.: Universitäten verlieren ihre Autonomie und werden inhaltlich gegängelt, kritische Journalisten verlieren den Zugang zum Präsidenten, „Verdächtige“ das Recht auf ein Gerichtsverfahren, Gouverneure den Zugriff auf die Nationalgarde, Reisenden wird die Einreise verwehrt.

Das Justizsystem wird ausgehebelt. Trump erkennt nur Urteile an, die ihm passen, und er begnadigt, wer ihm genehm ist, unter anderem die am Sturm auf das Kapitol im Januar 2021 Beteiligten, die einen Umsturz versuchten.

Trump nutzt seine politische Stellung skrupellos aus, um sich und seinen Clan zu bereichern28 Nicht zufällig strebt Trump „Deals“ an nicht Verträge. Er macht Geschäfte, nicht Politik.. Eine Boeing 747-8 mit goldfarbener Innenausstattung von der katarischen Königsfamilie gibt es nicht alle Tage geschenkt, dafür aber anderes: Der Verkauf von überteuerter Merchandise, die Veranstaltung von Abendessen, zu denen der Zugang sehr teuer erkauft werden muss, eine Dokumentation über Melania Trump, für die Jeff Bezos 40 Millionen Dollar bezahlte, Immobiliengeschäfte weltweit: Auch das spült Geld in die Kasse.

Als profitable Geldquelle dienen Trump auch Kryptowährungen. Er gab eigene Meme-Coins und Stablecoins heraus und sorgt dafür, dass die Wertpapier- und Börsenaufsicht bei Kryptowährungen untätig bleibt. 

Trumps Beziehung zu Elon Musk und dessen Firmenimperium führt zu einer kaum entwirrbaren Verflechtung staatlicher und privater Interessen.

Es bleibt abzuwarten, ob Trumps Karriere sich ähnlich entwickelt wie die Cäsars, ob also ein Staatsstreich, ein Bürgerkrieg und eine Diktatur folgen werden.

Conclusio

Nehmen wir unsere beiden Vorzeige-Korrupten:

Cäsar hat die römische Republik mit Hilfe des von ihm erbeuteten Keltengoldes und des kriminellen Oligarchen Crassus  in eine Alleinherrschaft verwandelt. Der Staat als Hegemonialmacht wurde durch seine Politik gestärkt. 

Trumps Hauptmotiv ist, sich zu bereichern und die USA zu seinem Königreich umzubauen.

Trump glaubte, wenn er denn Cäsar kennte, das gleiche zu wollen wie der antike Römer, und das mit Hilfe seines ‚best buddy‘ erreichen zu können. Allein die Hintermänner, die ihn als Wegbereiter brauchen, haben anderes vor: Die USA zerschlagen und als Ersatz  die Bosse der Tec-Konzerne an die Macht ihrer autonomen Konzernimperien zu bringen.

Tempora mutantur – nun ja. Der korrupte Mensch erscheint als historische Konstante. 

„Wer gut schmiert, der gut fährt“.29 Ich habe genau hingehört. Der Chef hat gemurmelt: „Solange es gut geht.“ Die Sekretärin

Quod erat demonstrandum.

Ich danke, wie immer, meiner Sekretärin.

Juni 2025

Fußnoten

  • 1
    Wir versteigen uns mit diesem Titel zu der Behauptung, dass der Sextrieb bei den Menschen vor dem Profitstreben rangiert. 
  • 2
    Der Chef sagt, er verstehe diese Aussage nicht. Ich auch nicht. Die Sekretärin
  • 3
    corruptio (lat.): Verderbnis, Verdorbenheit, Bestechlichkeit
  • 4
     Despotische Methoden werden im folgenden nicht in den Vordergrund gestellt.
  • 5
     Isonomia (gr. ἰσονομία, von ἴσος ísos, „gleich“, und νόμος nómos, „Gesetz, Verordnung, Regel, Sitte, Brauch“) bezeichnete im antiken Griechenland die politische Gleichheit aller Vollbürger einer Polis vor dem Gesetz. 
  • 6
     Aristoteles: „λέγω δ᾽ οἷον δοκεῖ δημοκρατικὸν μὲν εἶναι τὸ κληρωτὰς εἶναι τὰς ἀρχάς, τὸ δ᾽ αἱρετὰς ὀλιγαρχικόν“, Πολιτικά (Politik)
  • 7
     Der Chef hat mich jetzt losgeschickt, um getrocknete Bohnen zu kaufen. Muss ich das verstehen? Die Sekretärin
  • 8
     Die Funktionsweise dieser antiken Losmaschine konnte bis heute nicht eindeutig geklärt werden.
  • 9
    Von Charles de Secondat, Baron de Montesquieu, wurde die Demokratie nur dann als Herrschaft des Volkes betrachtet, wenn die politischen Institutionen per Losverfahren direkt aus dem Volk hervorgehen: „Le suffrage par le sort est de la nature de la démocratie; le suffrage par choix est de celle de l’aristocratie.“ (Die Entscheidung durch das Los entspricht dem Wesen der Demokratie, die Entscheidung durch Wahl dem der Aristokratie.) Baron de Montesquieu, De l’esprit des loix, 1748

    vgl. auch John Burnheim, Is democracy possible? Cambridge 1985.  2nd edition (2006) Sydney University Text and Imaging Service (SETIS)
  • 10
     Ostrakon (,τὸ ὄστρακον’): Tonscherbe
  • 11
     damals weitgehend wertfrei: Redner
  • 12
     Wenn Homo so intelligent wäre, wie er zu sein behauptet, hätte er spätestens jetzt erkennen müssen, dass Wahlen nach Fälschung geradezu schreien.
  • 13
     Ämter von eher symbolischer Bedeutung, wie zum Beispiel die der Priester, wurden durch das Losverfahren besetzt.
  • 14
     wohl um 358 vuZ
  • 15
     Man spricht oft vereinfacht von ‚Zenturien‘, wie wir im folgenden auch. Dabei ist Sorgfalt geboten. Die Verwechslung mit militärischen Organisationsformen liegt nahe.
  • 16
     Den selben Unsinn finden wir bei Präsidentenwahlen in der Wahlorganisation der USA.
  • 17
     Das erklärt die Bedeutung der Rhetorik im republikanischen römischen Reich.
  • 18
     Manche Argumentationsweisen kann sich der Chef immer noch nicht abgewöhnen. Die Methode, eine rhetorische Frage zu stellen, die er gleich anschließend selbst beantwortet, stammt noch aus seiner stalinistischen Periode. Die Sekretärin
  • 19
     Marcus Licinius Crassus’ Begabung lag in der Vermehrung von Geld. Politische Verfolgungen nutzte er zur persönlichen Bereicherung, (was in etwa der Arisierung im Nationalsozialismus entsprach), seine private Feuerwehr betätigte sich sowohl als Brandstifter, als Erpresser der Immobilienbesitzer vor dem Löschen der Brände als auch als Aushändler von Folgeaufträgen zur Renovierung für Crassus’ Handwerker. Er dürfte umgerechnet mehr Vermögen angehäuft haben als Elon Musk.
  • 20
     Gnaeus Pompeius Magnus war der beste Heerführer seiner Zeit.
  • 21
     Der Chef hat davon nichts gesagt, aber diese Sache erinnert mich an Benjamin Netanjahu. Die Sekretärin
  • 22
     heute: Toulouse
  • 23
     Das entspricht weit mehr als 80 Millionen Denaren.
  • 24
     Es fällt inzwischen schwer, die deutsche Übersetzung „Vereinigte Staaten von Amerika“ zu benutzen.
  • 25
     2017 – 2021
  • 26
    Der Chef sagt, das folgende sei eine Reihenfolge. Was die Rangfolge angeht, wollte er sich nicht entscheiden – zwischen Trumps eigenen Interessen und denen seiner Strippenzieher gebe es gravierende Unterschiede.

    Der Chef sagt auch, die Liste sei nicht vollständig. Die Sekretärin
  • 27
     Das gilt nicht für das Recht auf den Erwerb und die Benutzung von Waffen.
  • 28
     Nicht zufällig strebt Trump „Deals“ an nicht Verträge. Er macht Geschäfte, nicht Politik.
  • 29
     Ich habe genau hingehört. Der Chef hat gemurmelt: „Solange es gut geht.“ Die Sekretärin